Ausblick in die nächsten Jahre
Seit dem Jahre 2004 stellten sich schrittweise immer mehr gesundheitliche Probleme ein und ich sprach von mir selbst als einem größer werdenden Ersatzteillager. Fernreisen, wie ich sie bisher gewohnt war, wurden zu einer Belastung. Die gewöhnlicher Weise drei Mal im Jahr stattfindenden Griechenland-Reisen hingegen entwickelten sich zu Rehabilitationsaufenthalten, bei denen Tagesausflüge in die entlegensten Bergregionen mich zu einem erfahrenen Lakonien-Experten werden ließen. Dies schlug sich zwar nicht mehr in neuen Publikationen über Griechenland, dafür aber in einer reichen Foto-Sammlung über Lakonien nieder. Auch das Monemvasia-Buch erlebte bis zur endgültigen Einstellung des Verkaufs 2018 noch einige Aktualisierungen in neuen Auflagen.
Älter werden führt aber auch zu neuen Verhaltensmustern: Bei Wochenendausflügen nach Warschau und Krakau, wurde mir klar, dass Polen früher kein cordon sanitaire Russlands bzw. der Sowjetunion, sondern seit Jahrhunderten ein integraler Bestandteil Mitteleuropas gewesen war. Bei mir kam deswegen auch Interesse für das Baltikum auf. Hierfür bot sich eine Kreuzfahrt mit Landausflügen für die Generation 70plus geradezu an. Bei einer Kreuzfahrt durch die Ostsee im Juni 2016 mit Stationen in Danzig, Klaipeda, Riga, Tallin, St. Petersburg, Helsinki und Stockholm eröffneten sich völlig neue Perspektiven auf Nordosteuropa. Außerdem hatte ich Gelegenheit, in Klaipeda nach meinem Geburtshaus, dem Hafenbauamt, zu suchen: es war für ein Einkaufszentrum abgerissen worden. Auf der Kurischen Nehrung besuchte ich nicht nur die Dünen, in denen meine Mutter mit meinem älteren Bruder die Sommertage verbracht hatte, sondern auch das Sommerhaus von Thomas Mann, das er auf einem von der Republik Litauen gepachteten Grundstück errichtet hatte und nur drei Mal nutzen konnte, bevor er ins amerikanische Exil emigrierte.
Meine Berliner Tage sind geruhsamer geworden, seit die wesentlichen Instandhaltungs- und Modernisierungsmaßnahmen in unserem Haus abgeschlossen sind und damit meine begeisterte Wahrnehmung der Bauherrenfunktion entfallen ist. Besonders gelohnt hat sich der dreijährige Kampf mit den Behörden um die Errichtung eines Aufzuges (Grundeigentum 2004) im Hof des Hauses mit einem behindertengerechten Zugang von der Straße her: ohne dieses Hilfsmittel könnte ich heute nicht mehr im obersten Geschoss des Hauses wohnen. Die Hausverwaltung nimmt weiterhin einen großen Anteil meiner Zeit in Anspruch.
Nach zwei Operationen und drei Wochen am überlebensspendenden Tropf im Frühjahr 2019 besteht meine Tagesleistung jetzt vornehmlich aber darin, für die Vielzahl meiner unterschiedlichsten Sammlungen Archive, Museen und Bibliotheken als Abnehmer zu finden, so dass sie der Nachwelt in Depots erhalten bleiben. Es wäre doch zu schade, die Sammeltätigkeit vieler Jahre im Abfallcontainer ihr Ende finden zu lassen.